Freitag, 13. November 2015

Buchempfehlung "Marathon Woman" von Kathrine Switzer

Mit großer Begeisterung habe ich das Buch über "die Frau, die den Laufsport revolutionierte" gelesen.
In den 1960er Jahren fing die Amerikanerin Kathrine Switzer (Kathy genannt) im Teenageralter an zu laufen, weil sie es in das Hockeyteam der Schule schaffen wollte. Ihr Vater riet ihr, jeden Tag eine Meile (=1,61km) zu laufen, um in Form zu kommen. Dies schien eine unmögliche Strecke zu sein, aber Kathys Ehrgeiz war gepackt und sie merkte schnell, wie sehr man sich bei regelmäßigem Training verbessern konnte. Als es um die Auswahl für das Hockeyteam ging, beeindruckte sie weniger durch gute Technik mit Ball und Schläger, aber durch ihre ungewöhnliche Ausdauer und Schnelligkeit. Das war der Beginn ihrer Laufkarriere - und der Beginn eines langen Weges (im Wahrsten Sinne des Wortes), für die Rechte der Frauen im (Lauf-)Sport zu kämpfen.
In der damaligen Zeit war man der Ansicht, dass Frauen keine langen Strecken laufen konnten und aus gesundheitlichen Gründen auch nicht laufen sollten. Die "öffentliche Zurschaustellung der Erschöpfung" empfand man als "Schande für die Weiblichkeit" und eine "Gefahr für alle Frauen", daher war der 800m-Lauf die längste offizielle Distanz für Frauen.
Bekannt wurde Kathy schließlich im Jahr 1967, als sie als erste offiziell gemeldete Frau den Boston Marathon lief. Sie hatte sich mit ihren Initialen K.V.Switzer angemeldet, daher merkte man erst während des Rennens, dass sie eine Frau war und versuchte, ihr die Startnummer zu entreißen und sie aus dem Rennen zu ziehen. Dank ihrer Begleiter (unter anderem ihr damaliger Freund, ein Hammerwerfer), die die Funktionäre beiseite schubsten, lief sie weiter und kam nach 4:20 Stunden ins Ziel. (In den Jahren danach wurden die Anmeldestatuten für den Boston Marathon geändert - es waren offiziell nur Männer zugelassen.)
Das Buch beschreibt, wie Kathy in den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten für die Rechte der Frauen im Laufsport kämpft - mit dem großen Traum, den Marathon für Frauen olympisch zu machen (dies dauerte tatsächlich bis zu den Olympischen Spielen in L.A. 1984). Kathys Beharrlichkeit und Einfallsreichtum hat mich sehr beeindruckt. Sie träumte schon damals von Laufveranstaltungen für Frauen, bei der die Frauen einheitliche Shirts tragen, es eine offizielle Zeitmessung gibt und alle Teilnehmerinnen mit einer Medaille belohnt werden. Dies wurde letztlich in Zusammenarbeit mit dem Kosmetikkonzern Avon in die Realität umgesetzt.
Vieles was heute selbstverständlich ist (z.B. Wasserversorgung während eines Rennens) war damals noch überhaupt kein Thema. Wer das nächste Mal bei einem Marathon unterwegs ist, sollte in Gedanken einen kurzen Dank an Kathy Switzer schicken, der die heutigen Läufer(innen) vieles zu verdanken haben. 
Interessant fand ich auch, wie Läufer auch damals schon zusammengehalten und sich gegenseitig respektiert haben -  für die männlichen Mitläufer war es egal, dass eine Frau auch Teil des Rennens sein wollte bzw. sie erkannten ihre Leistung an und betrachteten sie als eine von ihnen.
Wer sich für die Geschichte des Marathons und den Laufsport der Frau interessiert, dem kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Man spürt die Leidenschaft dieser Frau und kann sie nachempfinden, die vielen Fotos vermitteln gleichzeitig einen guten Einblick in die damalige Zeit.


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